Will die Ministerin in die Irre führen oder ist etwas dran, dass die Gewerkschaft ihre Politik "nur nicht mitträgt"? fragt irritiert
G.W.
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Meldung Nr. 560 APA II vom 2003-04-09 15:16:03
APA560 5 II 0503 XI Siehe APA558/09.04 09.Apr 03 Schulen/Lehrer/Gewerkschaften/Protest/Gehrer/Zus
AHS-Protest gegen Stundenkürzung verhindert Reform nicht
Utl.: Gehrer sieht sich durch Umfrage bestätigt - Flächendeckende Dienststellenversammlungen an den AHS-Standorten
Wien (APA) - Mit einem Protesttag haben am Mittwoch die Lehrer an den allgemeinbildenden höheren Schulen (AHS) gegen die von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V) geplante Reduktion von Schulstunden mobil gemacht. Praktisch flächendeckend wurden an den AHS-Standorten Dienststellenversammlungen abgehalten, zu denen auch Eltern und Schüler eingeladen waren. Vor dem Bildungsministerium sowie in einigen Städten gab es außerdem Kundgebungen. Bewirkt haben die Pädagogen aber nur wenig: Gehrer sah sich bei einer Pressekonferenz durch eine Umfrage in ihren Plänen bestätigt.
Die Dauer der Dienststellenversammlungen war lokal
unterschiedlich: Einige Schulen nutzten den gesamten Zeitraum, an anderen entfiel der Unterricht nur für zwei Stunden. Schüler, die trotzdem in die Schulen kamen bzw. dort blieben, wurden beaufsichtigt. An "seiner" Schule in Wien-Landstraße zeigte sich der Vorsitzende der AHS-Gewerkschaft, Helmut Jantschitsch (Fraktion Christlicher Gewerkschafter), über die "von oben herab" erfolgende Vorgangsweise Gehrers "befremdet": Die Ministerin habe "Vorstellungen von Befehlshierarchien, die spielt's heutzutage nicht mehr". Wenn sie Mut hätte, dann würde sie bei einer Dienststellenversammlung in einer Schule sein und ihre Meinung vertreten - "das muss ja nicht gleich bei mir sein". Stattdessen rede sie lieber mit "abgehobenen Schülervertretern, die schon auf dem halben Weg zur politischen Karriere im Nationalrat sind". Demonstrationen in mehreren Städten wie in Wien und Feldkirch fanden mit jeweils ein paar hundert Teilnehmern wenig Zulauf.
Bei einer Pressekonferenz in der ÖVP-Parteizentrale - zeitgleich demonstrierten vor dem Bildungsministerium Lehrer - hielt Gehrer an ihren Plänen grundsätzlich fest: Bestätigt sah sie sich dabei durch eine market-Umfrage, wonach sowohl zwei Drittel der Gesamtbevölkerung als auch der Eltern von Schulkindern der Ansicht seien, dass Kürzungen beim Stundenplan problemlos möglich wären. Die Reduktion der Stunden sei auch ein Signal, dass sich der Unterricht auf das Wesentliche und Wichtige konzentrieren müsse, betonte Gehrer.
Kritik der Gewerkschaft, wonach sie ihre Reform "von oben herab" verordnet habe, wies Gehrer zurück:
**************** Seit Jänner sei mit den
Lehrer-Vertretern über diese Frage diskutiert worden - der Schritt werde von diesen nur nicht mitgetragen. *****************
Eine Verschiebung der Reform schloss sie aus, die Gegenstimmen würden dadurch nicht weniger - zwischen April und September müssten die Schulen in der Lage sein, eine Planung für das kommende Schuljahr zu machen. Die wegfallenden Stellen will Gehrer durch verminderte Nachbesetzungen abfangen. Eine Kündigung von Lehrern schloss sie aus, allerdings könnten befristete Verträge nicht verlängert werden: "Da wird es so aussehen, wie es sich aus der Notwendigkeit ergibt."
Unterstützt wurden die Protestaktionen der Lehrer von Opposition, Gewerkschaften und einigen Universitäten. Ablehnung der Proteste und Zustimmung für die Pläne Gehrers signalisierten dagegen FPÖ-Politiker. Gespalten sind nach wie vor die Schüler - jedenfalls deren offizielle Vertreter. Auf Parteilinie sind dabei sowohl die SPÖ-nahe Aktion Kritischer SchülerInnen (AKS), welche die Lehrerproteste unterstützt, als auch die ÖVP-nahe Schülerunion. Für Schülerunion-Bundesobmann Marc Vecsey ist die von Gehrer geplante "Zeitentlastung längst fällig".
Dienststellenversammlungen gibt es in der laufenden Woche auch im berufsbildenden Schulbereich (BMHS). Diese finden allerdings nicht öffentlichkeitswirksam zentral an einem Tag statt und sollen nur ein bis zwei Unterrichtsstunden dauern. Im Pflichtschulbereich sind keine Aktionen geplant, die Lehrer-Arbeitsplätze in diesem Bereich sind allerdings auch im Finanzausgleich festgeschrieben.
(Schluss) aku/cm/wea
APA560 2003-04-09/15:18
091518 Apr 03
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